Saturday, February 12, 2005

Ein Niedersachse in Sachsen IV

Die Sachsen feiern Karneval. Allerdings heißt es manchmal auch Fasching, obwohl die großen Vereine Carneval Clubs sind. Zu DDR-Zeiten war es schwierig zu feiern, da politische Anspielungen nicht geduldet und die Vereine dementsprechend überwacht wurden. Trotzdem gab es Sitzungs- und Straßenkarneval.
Verbreitet war etwas, was doch sehr an Halloween erinnert: Kinder zogen kostümiert von Haus zu Haus und erbettelten sich Süßigkeiten. Am Faschingsdienstag wurde zudem in den Kinderhorten und Volks- bzw. Grundschulen verkleidet gefeiert. In Dresden wird auch der Winter vertriben, was in diesem Jahr, sechs Wochen vor Frühlingsanfang wenig Sinn machte, trotzdem aber funktioniert hat. Denn seit drei Tagen ist es warm und regnerisch.

Dieses Wochenende steht ganz im Zeichen des 13. Februars. 1945 starben bei schweren Luftangriffen an diesem Datum rund 35 000 Menschen. Wegen der vielen Flüchtlinge ist die genaue Opferzahl nur schwer heraus zu bekommen. Da das Kriegsende kurz bevor stand, wurde der Angriff als Barberei verurteilt. Tatsächlich war Dresden aber als Nachschubweg für die Ostfront nicht ohne Bedeutung.
Nun maschieren die Neo-Nazis um des "Bombenterrors" zu gedenken, wie sie es nennen. Die Linken marschieren unter dem Motto "No Tears for Krauts". Die Polizei wird sich mit beiden Seiten prügeln.
Die Mehrheit wird hoffentlich die Mitte stellen, die vor allem schweigend gedenken möchte. Nixons "silent majority" könnte also in etwas anderem Sinne Wirklichkeit werden. Wenn es aber weiter so regnet, werden die 10 000 bis 14 000 Kerzen, die angezündet werden sollen, nicht brennen. Nun, morgen wird es sich entscheiden. Den Rechten steht eine Überraschung bevor: Am Kongresszentrum will die CDU den "Great Dictator" auf Großbildleinwand abspielen, und zwar Charlys Rede, in dem Moment, an dem die Neofaschisten vorbeiziehen.

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