Tuesday, September 27, 2005

Die Wahlen nach Shakespeare

Es bleibt politisch - wird zugleich aber literarisch. Wenn man sich den Kampf ums deutsche Kanzleramt anschaut, drängen sich Vergleiche mit "King Lear" oder anderen Dramen von Shakespeare auf.
1998 trat der ewige Kanzler ab. Sein ältester Sohn Oskar (okay, der Vergleich ist schief) wollte ihn beerben, ließ jedoch seinem kleinen Bruder Gerhard das Erbe, um fortan aus dem Hintergrund heraus die Geschicke des Landes zu bestimmen. Doch Gerhard war ein ausgebufftes und machtbewusstes Alphatierchen, das sich nicht lenken ließ. Oskar legte daher alle Ämter nieder, zog sich zurück, schmollte in seiner Ecke und sann auf Rache. Der Augenblick um zurückzuschlagen war gekommen, als Gerhard schwer angeschlagen schien. Plötzlich musste er sich der immer unterschätzten Schwester, dem Mädchen, erwehren, dass bis dahin einem hässlichen Entlein gleich, niemand auf der Rechnung gehabt hatte. Doch Angela kämpfte einen Kampf an mehreren Fronten. Ihre eigenen Gefolgsleute aus den südamerikanischen Anden und ihr Onkel aus Wolfratshausen machten ihr das Leben schwer.
Oskar aber nun wurde so stark, dass er zum Zünglein an der Waage werden konnten. Doch genau dies wollten Gerhard und Angela verhindern. Lieber wollten sie gemeinsam paktieren, als den alten Oskar wieder in den Kreis der Mächtigen aufzunehmen. Allerdings blieb die Frage: Wer soll denn regieren?
Das gemeine Volk war in dieser Frage genau so unentschlossen, wie bei der Wahl zuvor. Gerhard schlug eine geteilte Amtszeit vor. Die selbsternannte Info-Elite des Landes aber flüsterte laut vernehmbar landauf landab: Keiner von beiden soll uns regieren. Ein dritter Kandidat muss her. Doch der Wulf wollte seinen Schafspelz nicht verlassen und der Koch wäre wohl zuviel, würde den Brei verderben. Den Onkel wollten nicht einmal seine eigenen Nachkommen mehr im Lande der Weißwurst und des Weißbiers haben.
Und so musste das Land darben. Das Volk aber sehnte sich nach den Zeiten des ewigen Kanzlers zurück. Der hatte immer Geschenke verteilt. Manchmal auch aus schwarzen Kassen.

Monday, September 19, 2005

Alle schauen auf Dresden

Es bleibt politisch. Nachdem ie Bundestagswahl so seltsam knapp ausgegangen ist, ist das eingetreten, was nicht hätte sein sollen: Die Nachwahl im Kreis Dresden I bekommt eine hohe Bedeutung.
Die positive Seite ist, dass sich die Medien stärker als sonst mit der sächsischen Hauptstadt beschäftigen. Obwohl der Fokus natürlich auf dem Wahlkampf und der politischen Stimmung liegen wird. Und hier bekommt die unbedeutende NPD mehr Aufmerksamkeit als sich diese rechten Agitatoren verdient haben. Gegen die starken Kandidaten von CDU, SPD und Linkspartei wird der alte Rep Schönhuber aber keine Chance haben. In Sachsen kennt man ihn kaum und gemocht wird er schon gar nicht. Allenfalls könnte er den Christdemokraten ein paar Stimmen klauen, die sie so dringend für ihr Direktmandat brauchen. Die Konsequenzen der Zweitstimmenabgabe und all die damit verbundenen Rechenspiele sollen hier mal weggelassen werden.
Der Rest ist Statistik.

Saturday, September 03, 2005

Automatisch wählen

Seit einigen Tagen ist es ja endlich sicher, dass die Deutschen am 18. September wählen werden. Nun ja, viele wählen schon vorher per Briefwahl, sei es nach Erhalt der Unterlagen zu Hause, wo Papa noch mal drüber schauen kann, dass Opa auch das Kreuz an der richtigen Stelle macht, oder sei es direkt im Stadthaus, wo man die Unterlagen ausgehändigt bekommt. Steigt eigentlich die Zahl der Briefwähler? Ich habe noch keine Statistik darüber gefunden, doch werden die Medien bestimmt welche ausgraben. Eine solche Zahl würde zeigen, ob die Annahme von Rot-Grün stimmt, dass die Hälfte der Wählerschaft noch unentschlossen ist.
Für die Unentschlossenen, die politisch weniger firmen und die interessierten Spielkinder hat die Bundeszentrale für politische Bildung auch zu dieser Wahl wieder einen "Wahlomaten" erstellt. Durch Stellungnahmen zu 30 Thesen gibt man der Maschine die nötigen Informationen, die er mit den Positionen der, inzwischen muss man ja fünf sagen, Parteien vergleicht. Die Partei, mit der man am meisten übereinstimmt, sollte dann die zu wählende Partei sein. Wenn solche Entscheidungen denn rational gefällt würden. Die wichtigste Neuerung zu älteren Modellen ist jedoch beim Wahlomat 2005, dass man einigen Thesen und Positionen eine besondere Gewichtung geben kann. Dadurch steigt tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Partei herauskommt, mit der man sympathisiert.